Die BIS war bei der Hauptversammlung von Fraport durch unser Mitglied im Sprecherkreis Wolfgang Heubner gut vertreten.
Hier seine Rede zum Nachlesen:
Hauptversammlung FRAPORT am 28.05.2019
Mein Name ist Wolfgang Heubner, ich bin Kleinaktionär und beschäftige mich schon seit Jahren mit der Entwicklung des Frankfurter Flughafens
Meine Rede liegt bereits der Presse vor.
Sehr geehrter Dr. Herr Schulte,
sehr geehrter Herr Weimar,
sehr geehrte Damen und Herren,
die soeben gelaufene Europawahl hat gezeigt, wo der politische Schwerpunkt in den nächsten Jahren liegen wird. Die Menschen in weiten Teilen von Europa und in Deutschland sind umweltbewusster geworden und haben nun bei der Europawahl ein deutliches Zeichen gesetzt, denn sie haben das politische Aussitzen von Klimathemen endgültig satt und sie erwarten von der Politik ein unverzügliches Handeln. Dies wird auch den Flugverkehr heftig treffen. Denn der Flugverkehr ist die Umwelt unverträglichste Art der Fortbewegung und ich bin sehr gespannt, was für Einschränkungen in der nächsten Zeit auf die Luftverkehrswirtschaft zukommen wird. Wegfall der Kurzstreckenflüge, anstehende Kerosin- und CO2 Steuer etc.
So wie jetzt kann und wird es auf jeden Fall nicht weitergehen.
Schon heute werden 40% der Schadstoffbelastung in der Stadt Frankfurt durch den Flughafen verursacht. Nachzulesen im Umweltbericht der Stadt.
All dieses wird auch direkte Auswirkungen auf die Ausbaupläne des Frankfurter Flughafen haben. Aber bei Fraport scheint davon so gut wie nicht angekommen zu sein.
Andere Flughäfen wie zum Beispiel Copenhagen haben schon vor vielen Jahren darauf reagiert. So hat man dort 3 Messstationen direkt auf dem Flughafengelände für Ultrafeine Partikel aufgestellt und die Auswirkungen der Schadstoffbelastung am Flughafen erfasst. Auf Grund der herausgefunden Messdaten hat man ein umfassendes Gesundheitsprogramm für die Mitarbeiter erstellt und daraus eine allgemeine Studie zur Luftverschmutzung an Flughäfen ausgearbeitet und man führt die Studie weiter.
Auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens gibt es nur 2 Messstationen, die weit von den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter entfernt sind und die messen noch nicht mal Ultrafeinstaub. Anscheinend interessiert Sie dies überhaupt nicht. Wann endlich werden sie, der Aufsichtsrat und die politischen Anteilseigner wach!
Hier an diesem Großflughafen Frankfurt müssten mindestens 5 – 8 Messstationen auch für Ultrafeinstaub stehen und man müsste direkt an den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter messen. Wir fordern sie auf regelmäßig die Werte an den Arbeitsplätzen zu Ultrafeinstaub und diversen Schadstoffen zu erheben und durch einen neutralen Gutachter zu veröffentlichen. Welches medizinische Präventionsprogramm werden sie hier für Ihre Mitarbeiter einrichten?
Strategiewechsel
Die von Ihnen 2006 für den Planfeststellungsbeschluss vorgelegten Prognosen waren ausnahmslos falsch. Statt dessen haben sie dann in 2017 einen Strategiewechsel eingeleitet. Weg vom Premium Flughafen, hin zum Flughafen, der Billigflieger mit Sonderkonditionen anlocken durfte. Aber für was für einen Preis.
Auf der Basis der zum Planfeststellungsbeschluss vorgelegten Prognosen aus 2006 müssten sie in 2018 mehr als 86,5 Mio. Passagiere, mehr als 688.000 Flugbewegungen und fast 3,8 Mio. Tonnen Cargo realisieren. Völlig utopisch.
Fakt ist, dass der Flughafen in 2018 einschließlich der
Billigflieger bei den Passagieren ca.
-14,8 Mio. oder 17,6% bei den Flugbewegungen ca. -161 Tsd. oder
24,2% und bei Cargo ca. -690 Tsd.
Tonnen oder 26,1% hinter den
Prognosen 2006 lagen. Die Billigflieger
allein machten in 2018 bei den Passagieren ca. 4,0 Mio. und bei den
Flugbewegungen ca. 22.000 aus und auch der Konkurs von Air Berlin hat Ihnen
eine entsprechende Steigerung verursacht.
Somit zeigt das Jahr 2018 deutlich, wo es lang geht und welche ersten Auswirkungen der Strategiewechsel mit sich bringt.
Die pro Kopf Nettoerlöse je Passagier in den Terminals lagen in 2018 mit 3,12 EURO deutlich unter dem Wert von 2015 und in den ersten 9 Monaten in 2018 lag dieser Wert sogar nur bei 2,96 EURO. Angestrebt sind seit Jahren schon 4,00 EURO. Die Gesamtnettoeinnahmen aus dieser Quelle, die in 2015 noch bei fast 222 Mio. EURO lagen, sind in den letzten 3 Jahren deutlich niedriger ausgefallen und in 2018 waren es ca. 4,7 Mio. EURO weniger als 2015 und dies trotz 8,5 Mio. Passagieren mehr. Aber hier zeigt sich ganz klar. Wer billig fliegt, der kauft nicht teuer am Flughafen ein.
Ihre Naivität ist muss grenzenlos.
Auch werden die Billigflieger nicht von Fraport abgewickelt, sondern dies hat eine nicht tarifgebundene Tochtergesellschaft der Wisag übernommen. Warum wohl.
Fraport hat Billigflieger geholt und jetzt holt sie der Preisdruck erst recht ein.
Bei Ihrem Strategiewechsel, braucht man sich nicht zu wundern, dass damit die Qualität auf der Strecke bleibt. Jeder, der sich in der Wirtschaft etwas auskennt, weis, dass zwei so unterschiedliche Geschäftsmodelle wie Premium-Anbieter oder Billiger Jakob unter einem Dach zum Scheitern verurteilt sind! Aber dies interessiert sie anscheinend nicht!
Welche Auswirkungen dies hat, zeigen auch eindeutig die Wirtschaftszahlen der Bereiche. An der Umsatzsteigerung 2018 war der Bereich External Aktivities & Services mit fast 81 % beteiligt. Und beim Ebit lag der Anteil bereits bei 39%. Im Groundhandling sind die Umsätze um 5 % gestiegen, aber das EBIT um 94% gefallen.
Die Ausweitung des internationalen Geschäftes ist positiv zu sehen, aber erst einmal sollten sie Ihre Hausaufgaben an Ihrem Stammsitz hier in Frankfurt erledigen, dort aber verlieren sie eindeutig an Kompetenz. Denn mit einer guten Performance am Stammsitz, damit könnten sie international punkten.
Pünktlichkeit
Auch das Thema Pünktlichkeit zeigt dies ebenso deutlich. In 2018 ist sie auf nur 69.1 % gesunken. Hier wird immer das fehlende Personal als Argument angebracht und auch, dass die Bundespolizei bei der Passagierkontrolle verantwortlich sei und nicht Fraport.
Sie sind der Flughafenbetreiber und es liegt in Ihrer Verantwortung, wenn es nicht richtig läuft.
Noch vor vielen Jahren hatten sie die Verantwortung für die Passagierkontrolle selbst und hatten sie an die Bundespolizei abgetreten und jetzt solles mit Ihnen wieder besser werden, dies ist zu bezweifeln.
Die Steigerung bei den Passagieren ist insbesondere durch die Billigflieger erfolgt Aber sie hätten dafür rechtzeitig Personal requirieren müssen. Im Konzern haben sie zum 31.12.2018 gegenüber 2016 nur gerade mal 649 Mitarbeiter aufgebaut. Ich weis nur, dass es bei anderen europäischen Großflughäfen deutlich besser läuft.
Die Personalfluktuation ist zwar um 0,4 %-Punkte auf 7,9 % gesunken, aber sie ist aber noch immer sehr schlecht. Bezogen auf die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter heißt dies, sie müssen erst einmal 1.735 Beschäftigte neu einstellen um Even zu sein. Gut funktionierende Unternehmen die Wert auf gute Mitarbeiter legen, haben eine Fluktuationsquote die deutlich unter 3% liegt. M.E. ist es eine Frage der entsprechenden Personalmodelle, einer sinnvollen Einsatzplanung und besonders wichtig einer angemessenen, für die Region notwendigen und leistungsgerechten Bezahlung. Wenn sie dies hätten, würde Ihre Quote auf ein normales Maß schrumpfen und sie könnten die vielen eingesparten Millionen Euro für eine leistungsverbesserte Bezahlung einsetzen.
Statt dessen erhöhen den Druck auf die Betriebsräte und Gewerkschaften und drohen mit Outsourcing, wenn man sich nicht Ihrem Diktat beugen wolle. Sie sollten sich schämen.
Ärger mit dem Hauptkunde, der Lufthansa AG einer der größten Fluggesellschaften der Welt
Noch vor einem Jahr haben sie großspurig verkündet, dass der in 2016 / 2017 entstandene Streit mit der Lufthansa wegen des Anlockens der Billigflieger nach Frankfurt jetzt ausgestanden sei. Herr Spohr hat sie und uns im März diesen Jahres eines besseren belehrt und geäußert, dass man mit der Passagierabfertigung am Frankfurter Flughafen besonders unzufrieden sei. Von allen vier Drehkreuzen der Lufthansa – Frankfurt, München, Zürich und Wien – liege Frankfurt bei den Qualitätskriterien wie Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit auf dem letzten Platz.
Das ist die Realität!
Terminal 3
Terminal 3 sollte mal max. 2,5 Mrd. EURO kosten. In diesem Jahr haben sie innerhalb von wenigen Monaten bereits 2 Werte zu den Kosten von T 3 genannt zunächst 3,5 bis 4 Mrd. EURO und dann plötzlich nur noch 3,5 Mrd. EURO.
Wann legen sie endlich einen detaillierten Businessplan zu T3 und T3 G vor?
Wie sieht der Finanzierungsplan für T3 und T3 G insbesondere auch bei den zu erwartenden Mindereinnahmen wegen der Billigflieger aus.
Von welchen Gesamtkosten für T3 und T3 G ist heute auszugehen,
Welchen Notfallplan haben sie, wenn das Klimathema zu deutlich verringerten Flügen führt?
Fazit
Ich muss nach meinen Analysen der Entwicklung von Fraport, insbesondere hier am Frankfurter Flughafen feststellen, dass der Vorstand mit der Fokussierung auf die Billigflieger, ohne jegliche Not, einen fatalen Weg eingeschlagen hat und dabei auch noch seinen wichtigsten Kunden, die Lufthansa AG völlig verärgert und zum Handeln gegen Fraport gezwungen hat. Hinzu kommt aktuell der Druck des Klimathemas, welches zwangsläufig zu Veränderungen im Flugverhalten führen wird.
Sie können heute nicht durch Aussitzen der Themen bzw. durch schaffen alternativer Fakten, einfach zur Tagesordnung übergehen, wie sie dies schon seit Jahren tun. Wann endlich beginnen sie für die Zukunftssicherung des Flughafen und der Menschen in der Region um den Flughafen zu handeln.
An dieser Stelle kann ich nur die Aktionäre aufrufen, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verwehren.
Es gilt das gesprochene Wort.
Frankfurt, 28.05.2019
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.