Unbegründete Euphorie bei Fraport

Euphorie kann etwas sehr Schönes sein, aber dafür muss es auch gewisse Fakten geben, die die Euphorie ein Stück begründen.
Spätestens mit den von FRAPORT vorgelegten neuen Gutachten, muss bei FRAPORT selbst die blanke Ernüchterung eingetreten sein, oder?
FRAPORT hat im Oktober 2014 ein erneutes Gutachten „ Luftverkehrsprognose 2030 für den Flughafen Frankfurt Main, Abschlussbericht Oktober 2014“ der ITP INTRAPLAN Consult GmbH vorgelegt. Bereits 2004/2006 hat die INTRAPLAN schon einmal eine Prognose bis 2020/25 vorgelegt.
Dies haben wir zum Anlass genommen, die Essenzen beider Gutachten zu vergleichen und auf wesentliche Annahmen Bezug zu nehmen.
In beiden Gutachten wird generell ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung des BIP (Bruttoinlandsprodukt) und der Entwicklung der Verkehrszahlen des Frankfurter Flughafens unterstellt.
Ich habe daraufhin die Entwicklung des BIP von 2000 bis 2013 (2014 liegt noch nicht vor) mit der Entwicklung der Verkehrszahlen das Flughafens verglichen und es gibt in keinem dieser Jahre eine Übereinstimmung.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die allgemeine Luftverkehrsentwicklung weltweit. Dabei wird die deutsche und insbesondere die Entwicklung des Frankfurter Flughafens, mit der weltweiten Luftverkehrsentwicklung gleichgesetzt. Dies ist ebenso falsch, denn eine erhebliche Steigerung des Flugverkehrs findet in den Schwellenländern statt und hier z. T, zweistellig.
Die Ist-Entwicklung des Frankfurter Flughafens, lässt sich sehr leicht aus den Verkehrszahlen von FRAPORT herauslesen

2000-2011                      2012 – 2014

( Vor und nach der Eröffnung der Landebahn Nordwest )

  • Passagiere                 + 1,22% p.a.                       + 1,81% p.a.
  • Flugbewegungen       + 0,55% p.a.                        – 1,26% p.a
  • .Cargo                       + 2,42% p.a.                      – 1,80% p.a.

Auch wird nur ein sehr geringes Augenmerk auf die Entwicklung der Flughäfen im Nahen Osten (z.B. Dubai) sowie auf den z. Zt. im Bau befindlichen Flughafen von Istanbul gelegt. Das Berlin irgendwann mal auch ans Netz geht, wird schon gar nicht berücksichtigt. Dies alles wird der FRAPORT heftig zu schaffen machen, wenn diese Flughäfen ins laufen gekommen sind.

Beim Vergleich der Prognosezahlen beider Gutachten gibt es heftige Auffälligkeiten. Die Prognosezahlen wurden im neuen Gutachten allesamt erheblich reduziert

 

2015

  • Passagiere                   von 76,4 Mio.   auf  62,2 Mio.  =  -18,59%
  • Flugbewegungen         von 628Tsd.     auf  493 Tsd   =  – 21,45%
  • Cargo                           von 2,69 Mio.T auf 2,24 MioT =  -16,62%

2020

  • Passagiere                   von 88,6 Mio.   auf  71,1 Mio.  =  -19,75%
  • Flugbewegungen         von 701Tsd.     auf  529 Tsd   =  – 24,54%
  • Cargo                           von 3,16 Mio.T auf 2,60 MioT  =  -17,72%

2025

  • Passagiere                   von 98,8 Mio.   auf  78,0 Mio.  =  -21,05%
  • Flugbewegungen          von 745 Tsd.     auf 568 Tsd   =  – 23,76%
  • Cargo                           von 3,56 Mio.T auf 3,00 MioT =   -15,87%

 

In erster Linie wird dies auf den Konjunktureinbruch 2008/ 2009 zurückgeführt. Dies reicht als Begründung überhaupt nicht aus. Der Weltmarkt hat sich seitdem wieder gut erholt, (DAX u. a. Werte sind auf Höchstniveau). Damit sollen die anderen Themen, wie verstärkter Wettbewerb insbesondere mit Flughäfen im Nahen Osten, in Istanbul sowie der Flughafen Berlin kleingeredet werden.

Eine solche Zahlenreduzierung in einem Zeitraum von nur acht Jahren lässt an der Seriosität dieser Studie von INTRAPLAN heftig zweifeln und stellt das neue Gutachten auch sehr in Frage, denn die Berechnungsbasen sind im Wesentlichen die Gleichen  wie vorher auch.

Das letzte Gutachten /Abschlussbericht wurde im Oktober 2014 übergeben, somit lagen für das Gutachten schon wesentliche Verkehrsentwicklungszahlen aus 2014 vor.

Trotzdem weichen alle Prognosezahlen von den Ist Verkehrszahlen deutlich ab.

Bei den Passagieren war von 2013 bis 2020 eine jährliche Steigerung um 2,95% geplant, also für 2014, 59,8 Mio. Ist waren es nur 59,6 Mio, somit  200.000 Passagiere weniger.

Bei den Flugbewegungen verhält es sich genauso. Geplant war eine jährliche Steigerung von 1,43% also 485.843.  Ist waren es nur 469.026, somit 16.817 weniger.

Ebenso bei Cargo. Geplant waren eine jährliche Steigerung von 3,1%, also ein Volumen von   2..193.817 Tonnen. Ist waren es 2.132.132 Tonnen somit 61.685 Tonnen weniger.

Dies mag alles nicht sehr viel sein, aber wir müssen bedenken, dass  bei Abgabe des Gutachtens bereits 9 Monate der Zahlen von 2014 vorlagen. M. E. ein Armutszeugnis welches auch erhebliche Zweifel an der Seriosität und Wertigkeit dieses Gutachtens aufkommen lässt.

Wenn wir die Prognosezahlen mit der Ist-Entwicklung vergleichen und sie entsprechend der Entwicklung anpassen, liegen wir fast punktgenau auf der Basis der Nullvariante aus dem Planfeststellungsverfahren bei dem auf den Ausbau verzichtet wird.

Somit ist die Nord West Landebahn aber auch das Terminal 3 betriebswirtschaftlich nicht vertretbar.

Wer gegen besseres Wissen handelt ist verantwortungslos. Wer verantwortungslos ist, sollte von den Anteilseigner, aus dem Amt zu entfernen werden.

So kämpfen wir weiter gegen den unmenschlichen Ausbau, bis FRAPORT und die Politik einsieht, dass man sich nicht gegen eine gesamte Region stellen kann.

Wolfgang Heubner